Von Aufschiebern und Last-Minute-Machern

„Ach, Warum mache ich immer alles erst in der letzten Minute?“
Kennen Sie diesen Seufzer auch?
Klar. Es gibt praktisch nichts, das sich nicht aufschieben lässt. Von der Steuererklärung bis hin zur Examensarbeit, vom Saubermachen bis zum überfälligen Anruf bei Muttern.

Das Aufschieben hat in den vergangenen Jahren einen ausgesprochen wissenschaftlich klingenden Namen bekommen. „Prokrastination“ heißt es auf Neudeutsch und es ist darüber hinaus zum Gegenstand etlicher Studien geworden.

„Fein“, werden Sie jetzt sagen. „Und jetzt? Jetzt weiß ich wie sich mein Problem nennt. Aber ich weiß blöderweise immer noch nicht nicht wie ich es lösen kann.“

Die Wissenschaft hat inzwischen viele Erklärung fürs Aufschieben gefunden. Eine Selbstregulationsstörung sei es, Angst vor Versagen, oder einfach die mangelnde Bereitschaft sich mit unangenehmen Dingen zu befassen.

Meine Erfahrung: Es gibt viele Gründe um die Dinge aufzuschieben. Und gewonnen hat derjenige, der seine Gründe klar erkennt.

Gewusst warum, ist halb gewonnen

Da ist zunächst einmal das Problem mit der Ablenkung. Da sind Telefon und Internet, da sind Emails und auch schon mal der liebe Nachbar. Und ehe man sich versieht ist der Tag um. „Ach dann muss ich eben morgen ran“, so der uns allen bekannte Seufzer.
Es kostet wirklich schon extreme Willenskraft und Selbstorganisation all diesen Verlockungen zu widerstehen. Tipps wie mans besser schafft gibt’s übrigens im Dossier „Zeitdiebe“

Dann gibt es die Angst zu versagen. Ob diese Angst nun begründet ist oder nicht, kann der Betreffende meistens gar nicht sagen, so übermächtig ist sie. Manchmal hilft es, die Aufgabe in kleinere, überschaubare Scheibchen zu zerlegen (Wie esse ich einen Elefanten) und sich Hilfe zu holen. Oft braucht es aber die professionelle Hilfe eines Coachs oder eines Therapeuten.
Dasselbe gilt auch für die Angst es zu schaffen. Denn jeder Erfolg hat auch seinen Preis und oft verändert sich das Leben für die, die erfolgreich sind.

Planen muss gelernt werden

Eine gute Planung hilft ebenfalls gegen das Aufschieben. Gerade Studenten sind oft mit der Planung von größeren Haus- oder Examensarbeiten überfordert und schieben deshalb schon gleich den Anfang auf. Denn auch Planen will gelernt sein. Bei Examensarbeiten empfiehlt sich die Technik des Rückwärtsplanens mit dem Einarbeiten von vielen Pufferzeiten. Merke: Je ungeübter jemand in der Planung ist, desto mehr Pufferzeiten benötigt er in der Regel.

Schwierige Aufschiebkandidaten sind aber auch die „Adrenalin-Junkies“. Adrenalin-Junkies sind diejenigen, die erst in letzter Minute den richtigen Drive bekommen und dann im Schnellspurt in einer einzigen Nacht genau das erledigen, wofür andere Menschen einige Wochen benötigen.
Erkennen kann man sie daran, dass sie sagen „Ich brauche halt einen gewissen Druck.“
Oder: „Unter Termindruck kann ich besonders gut arbeiten.“
Stimmt ja auch: Durch den Stress wird die Fight-or-Flight-Reaktion (Kämpfen oder flüchten) ausgelöst. Das Frontalhirn wird abgeschaltet, schlechte Gefühle kommen gar nicht erst durch. Konzentrationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit werden gesteigert.
Langstreckenläufer können ein Lied davon singen. Adrenalin-Aufschieber auch.
Und dazu kommt etwas, das Otto-Normal-Menschen immer wieder verwundert: Denn meistens klappt es ja mit den Terminen.
Allerdings hat der Adrenalinstoß aber auch seinen Preis: Zu oft, zu viel und zu lang höhlt der Dauerstress die Gesundheit aus.

Einfach liegen lassen

Interessant ist auch die These des ehemaligen Stanford Philosophie-Professors John Perry. John Perry hat den Begriff der „structured procrastination“ erfunden, also des strukturierten Aufschiebens. Perry geht davon aus, dass keiner, der etwas aufschiebt, in der so gewonnenen freien Zeit einfach nichts tut. Sondern dass er in dieser Zeit ausgesprochen nützliche Dinge tut – im Garten arbeiten beispielsweise. Oder Bleistifte spitzen. Oder Tischtennis spielen.
Die hohe Kunst dabei ist nun, während des Aufschiebens von Dingen der höchsten Priorität diejenigen Dinge zu erledigen, die in der Liste mit wichtigen Dingen weiter unten stehen. So kommt man beispielsweise zu makellos aufgeräumten Wohnungen oder spannenden Blogartikeln.

Die genaue Anleitung zum „strukturierten Aufschieben“ ist inzwischen auch auf deutsch erschienen.  „Einfach liegen lassen“  ist der deutsche Titel unter dem Perrys „Art of Procrastination“ jetzt endlich auch bei uns erschienen ist. Einfach aufs Bild klicken für den „Blick ins Buch“ bei Amazon.
Das können Sie dann gleich als E-book downloaden und  beim Lesen weiterprokrastinieren.  😉
Sofern Sie allerdings keinen E-book-Reader haben und auf die Lieferung per Post warten müssten, können Sie jetzt gleich hier mit dem Prokrastinieren weitermachen:

 Foto: Emilie Ogez via Flickr

Das Ergebnis einer Studie der Universität Mainz zum Thema Aufschieben finden Sie hier



 

Die Power der persönlichen Yes-Liste

… und wie es dir deine Persönliche-Yes-Liste möglich macht, gut auf dich aufzupassen.

Wir glauben zu wissen, was uns guttut und was nicht – aber weißt du es wirklich?

Über die Not-To-do-Liste haben wir hier schon gesprochen.
Zur Erinnerung: Es geht bei einer Not-To-do-Liste um die Dinge, die wir nicht mehr tun wollen. Das Gegenteil dazu ist die Persönliche-Yes-Liste. Denn auf dieser Liste stehen alle diejenigen Dinge, die wir unbedingt regelmäßig tun sollten, um gut für uns zu sorgen, und dem Stress des Lebens etwas entgegenzusetzen.

Wenn es um die Selbstfürsorge geht, dann ist deine Persönliche-Yes-Liste ein wichtiges Werkzeug. Denn gerade die Selbstfürsorge ist das, was häufig hinten runterfällt, wenn die Zeiten stressig und unruhig werden. Dabei ist es gerade in solchen belasteten Zeiten wichtig gut für sich zu sorgen, um ausreichend Reserven zu haben.

Merke: Selfcare ist mehr als ein Schaumbad!

Auf deine Persönliche-Yes-Liste gehören Aktivitäten, die du dir gönnen solltest, um dich besser zu fühlen.
Solche Aktivitäten können alles Mögliche sein, hier ein paar Denkanstöße:

  1. Ein Café aufsuchen und einen Kaffee trinken
  2. Eine Massage machen lassen
  3. Ein gutes Buch lesen
  4. Einige Yoga- oder Pilates-Übungen machen
  5. Spazieren gehen
  6. Sich eine Auszeit vom Alltag nehmen
  7. Ein leckeres Essen zubereiten
  8. Zeit mit Freunden verbringen
  9. Ein Hobby ausprobieren
  10. Sport treiben
  11. Einen Spieleabend machen.
  12. Ins Thermalbad gehen.

Die Idee dahinter ist einfach: Gönne dir, was immer du willst, solange es dich glücklich macht. Wichtig ist, dass du nicht nur zweitägige Wellnessurlaube auf deiner Liste notierst, denn zu solchen Aktivitäten reicht es meistens dann wenn der Stress regiert, doch nicht, sondern notiere vor allem kleine Auszeiten von einer Viertelstunde, die du im Alltag einbauen kannst.

Deine persönliche Yes-Liste ist auf jeden Fall, wie schon der Name sagt, ganz speziell auf dich zugeschnitten. Es gibt auch keine „falschen“ oder „richtigen“ Aktivitäten. Denke einfach darüber nach, dich glücklich macht und was dir guttut. Das kann auch ein grüner Smoothie am Morgen, oder ein heißes Bad am Abend sein, ein Inspirationsbuch zu lesen oder ein neues Hobby ausprobieren.
Es ist wichtig, dass du dir Aktivitäten aussuchst, die du wirklich magst und die dir guttun und deine Energie wieder hochbringen.
Schreibe einfach alles, was dir einfällt, auf deine Liste.

Diese Liste ist im Übrigen keinesfalls in Stein gemeißelt und darf sich immer wieder verändern. Vor allem sollte sie leicht zugänglich sein, damit du sie so oft wie nötig anschauen kannst. Beispielsweise sie auf Papier oder in einer Notiz-App auf deinem Telefon.

Jetzt musst du deine Liste nur noch nutzen – und zwar regelmäßig. Am besten du pickst dir jede Woche zwei Aktivitäten raus und trägst sie auch gleich in deinen Kalender ein. Und wenn du dich einmal so richtig kaputt und ausgelutscht fühlst, dann schau auf deine Persönliche-Yes-Liste und pick dir etwas raus, was dir guttut.


Alexandras Fundstücke des Monats

Meine Fundstücke des Monats: nützliche Kleinigkeiten die das Leben erleichtern.


Sorgen für leichte Frühlingsstimmung, nach dem langen Winter und halten extra lange!


Frühjahrsputz macht glücklich! Besonders wenn er geringe Anstrengung erfordert. Wie mit diesem Bodenwischset von Vileda:


Die fanden wir besonders witzig: Madame Pottine aus Disneys "Die Schöne und das Biest"