Der „Dash-Button“ von Amazon hat Deutschland erreicht. Das Teil hat die Größe eines Klingelknopfes und ordert derzeit via W-Lan per Knopfdruck Nachschub aus einem Sortiment von über 30 Haushaltsartikeln.
Das Waschpulver geht zu Neige? Wer die entsprechenden Dash-Buttons (es gibt beispielsweise einen Persil- oder einen Ariel-Button und viele andere mehr) an der Waschmaschine kleben hat, drückt einfach nur den Knopf und eine volle Packung des entsprechenden Waschmittels kommt am nächsten Tag per Post.
Welche Packungsgröße Sie gerne haben möchten, oder ob es Flüssig- oder Vollwaschmittel sein soll, richten Sie vor der ersten Benutzung mit Hilfe einer App ein.
Damit ihre Kids nicht tonnenweise Play-Doh mit dem zu diesem Zweck ebenfalls lieferbaren Play-Doh -Button bestellen können, hat das moderne Wunderteil eine Bestellsperre: Erst wenn eine Bestellung ausgeliefert ist, nimmt der Button die Nächste an.
Die Kosten von rund 5 Euro für den Button werden übrigens mit der ersten Bestellung verrechnet.
Klingt gut, weil Vorratsschrank und der Einkaufszettel jetzt endlich ausgedient haben ?
Oder gehört der Dash-Button eher in die Kategorie der „Dinge, die die Welt nicht braucht“?
Obwohl ich persönlich die große Einkaufszettel-Vergesserin bin, mir bestimmt nicht zum letzten Mal in meinem Leben das Toilettenpapier ausgegangen ist und er zugegebenermaßen richtig süß gemacht ist 😉 werde ich mir Sicherheit keinen Cottonelle Dash-Button ins Badezimmer kleben.
Etwas das die Welt nicht braucht
oder eine gute Sache?
Die Gründe dafür sind einfach:
- Wenn ich etwas kaufe oder bestelle, dann sehe ich auch ganz gerne erst einmal, was es kostet und vergleiche Preise. Diese Möglichkeit habe ich beim Dash-Button nicht. Hier werden ausschließlich Markenartikel geliefert und zwar immer zu einem Preis, den ich nur sehe wenn ich mein Amazon-Konto via App oder Browser aufrufe. Oder wenn die Abbuchung auf dem Girokonto erscheint.
- Ich bin immer bemüht, Verpackungsmaterial zu sparen. Beim Einkaufen im Laden an der Ecke benutze ich wiederverwendbare Tragetaschen. Das fällt beim Bestellen weg, da muss jede Sendung einzeln verpackt werden.
- Ich drücke montags den Waschpulver Button, Dienstags den Zahnpasta-Knopf und Mittwochs den Button fürs Bio-Basis-Müsli…
Da frage ich mich, wie man diese ganzen Bestellungen einigermaßen umweltverträglich zu mir liefern will?
Geht nicht, schätze ich einfach mal. Da fahre ich lieber einmal in der Woche mit meinem Einkaufszettel in den Supermarkt. Oder noch besser: Stoppe am Supermarkt, wenn ich ohnehin unterwegs bin. Das produziert dann gar kein Extra-CO2.
Im Ballungszentren mag dies möglicherweise anders aussehen. - Overnight-Services mit hohen Schlagzahlen? Das ist eine Arbeitswelt in der ich nicht unbedingt drinstecken möchte. Deshalb finde ich, soll es auch kein Anderer tun müssen.
- Ganz abgesehen davon, dass meine lokalen Einzelhändler um die Ecke ja auch leben müssen.
Und nur wer es schafft, die Vielfalt im Handel zu erhalten, kann sich darauf verlassen, dass nicht eines Tages ein Konzern diktiert, was wir zu welchem Preis zu kaufen haben.
Mein Lesetipp dazu: 1984 von George Orwell.
Ähem: Der Link zum Buch führt übrigens genau zu diesem Konzern, dessen Dash-Buttons ich hier verteufele 🙂
Das Thema liefert jedenfalls allgemeinen Zündstoff:
- Die Verbraucherschützer warnen vor dem Einsatz der Buttons.
- Und auch die Juristen fragen sich ob denn eine Bestellung auf diesem Wege rechtskräftig sei.
- In den USA sollen jedenfalls schon mehr als eine halbe Million solcher Bestellknöpfe verkauft worden sein. Eine Umfrage in Deutschland, so berichtete die Wirtschaftswoche habe ergeben, dass sich rund ein Viertel der Befragten vorstellen kann einen solchen Button zu nutzen. Männer übrigens mehr als Frauen.
- Apropos Männer: Die Kollegen der Netzbastel-Reihe von DRadio Wissen hacken schon fleißig am Dash-Button herum. Angeblich kann er schon Staubsauger anschalten und Faxe verschicken 😉
Und was haltet ihr davon?
Alle Fotos: Amazon
Alexandras Fundstücke des Monats