Aufschieben oder Prokrastinieren macht einsam und depressiv

Aufschieben macht einsam und depressiv

Wissenschaftler der Mainzer Universitätsmedizin haben vor kurzem die Neigung zum Aufschieben und zur Prokrastination und die Folgen davon untersucht.

Das erschreckende Ergebnis: Menschen, die viel aufschieben, leben seltener in Partnerschaften, sind häufiger arbeitslos und verdienen weniger.

Wenn das Prokrastinieren, also das Aufschieben vom wichtigen Dingen, ausgeprägt ist, entsteht dadurch nicht nur Stress, sondern in der Folge auch ein Defizit an Lebenszufriedenheit.  Und Depressionen, Angstzustände, Vereinsamung und Erschöpfungszustände.

Die Neigung zum Aufschieben befällt laut der Studie am häufigsten junge Menschen. Betroffen waren vor allem männliche Schüler und Studierende.

Insgesamt rund 2.500 Personen im Alter von 14 bis 95 Jahren haben die Forscher des Forschungsschwerpunktes Medienkonvergenz der Johannes-Gutenberg-Universität im Rahmen der Studie befragt.

Die Wissenschaftler wollten wissen, warum Menschen Tätigkeiten aufschieben, wenn dies doch schon im Vorfeld absehbar zu Stress und negativen gesundheitlichen Folgen führt.

Die Prokrastination sei ein erlerntes Verhalten, das unmittelbar durch Vermeidung unangenehmer Tätigkeiten verstärkt werde, haben sie herausgefunden. Die wenigsten Betroffenen fragen sich auch, warum bestimmte Tätigkeiten negative Gefühle hervorrufen, sagt Studienleiter Manfred Beutel.

Ursachen sind häufig zu
hohe Anforderungen an die Leistung
und Perfektionismus

Diese negativen Gefühle entstehen zum einen durch hohe Anforderungen an die Leistung von außen, möglicherweise setzen die Betroffenen aber auch selbst die Messlatte zu hoch. Prokrastination und Aufschieben macht krank

Wer statt zu Arbeiten herumsurft oder auf Youtube abhängt, lenkt sich ab und kassiert dabei unmittelbar gute Gefühle. Die Konsequenzen wie Versagen, Depression oder Einsamkeit liegen noch in weiter Ferne und beeinflussen deshalb das Verhalten weniger stark.

Langsam entsteht so jedoch ein Teufelskreis aus Aufschieben, Vermeidung, Versagensgefühlen, Erschöpfung und Depression, aus dem sich die Betroffenen selbst nicht mehr befreien können.

Die Mainzer Ärzte und Therapeuten um Klinikdirektor Professor Manfred Beutel haben bereits die Konsequenzen aus der Studie gezogen und ein stationäres Therapieangebot für junge Erwachsene mit einem Prokrastinationsverhalten entwickelt.

Kontakt:

Univ.-Prof. Dr. Manfred Beutel,

Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,

Universitätsmedizin Mainz, Tel: 06131 / 17-2841,  E-Mail

Hier geht’s zur Originalstudie

Fotos: Viki2win via Envato und Cocoparisienne via Pixabay

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